Döntjes up Platt (von Gunda Wagner, Bad Zwischenahn) – No een’n langen Winter

No een’n langen Winter

 Wennee koamt hütigendoags eenlich de Höhner in’ne Mauser? Wenn ick mi recht besinnen kann, lägden se in disse Tied fröher kiene Eier. Nu kann’s jümmer frische Eier kriegen. Afpackt in’n Supermarkt, bie’n Buur hept se wecke, de du die ut’n Automot trecken kanns. Wenn Weekenmarkt is, kanns die sülben en Ei no’n anner sülbens utsööken. De meisten hebt’n brune Schill. Gediegen, de witten lägt de hütigen Höhner bloss noch to Ostern? Oder watt?

De Höhner up usen Hoff dat weern witte „Leghorn“. Dor kämen jümmer blots witte Eier van. Dat weer’n ole, flietige Rass. Man wenn de inne Mauser keemen, denn moakten se Pause mit Eierlägen un de Feddern gungen eer ut –  dat weer’n ganz bedröwden Anblick. Reinweg krank leeten de Tüdis, un disse „Krankheit“ kreegen se meist all tohop up’n Moal. Bevör as dat sowiet keem, mör man sick Eier konserviern. Dat gung mit Wasserglas: Eier in’n Steenpott, Wasserglas mit Woter verdünnt doröwer, denn kunn’s enigermoaten dör’n Winter koamen. Man för’n leckert Fröhstücksei weern sökse Eier nich to brüken. Kooken backen of Pudding locker moaken mit Eiersnee, dat gung woll. Man hulp sick ok mit Backrezeptens ohn Ei, de de Husfroon sick gägensietig wietervertellen deen.

Ick kann mi an eene Begäbenheit inne lesden Vörfröhlingsweeken 1945 good erinnern: Suldoten, de begräpen haarn, dat de Kriech nich mehr to gewinn’n weer, har’n sick van ehre Einheit awsett un to Foot up’n Pad no Huus moakt. Se mörn sick versteeken un kreegen ünnerwägens düchtig Döst un Smacht. De wecken keemen ok an use Döör. Wie wohnden in een oled Buurnhuus mit’n Rietdack. Dor kunn doch woll uk Vehtüch mit ünner leewen, meenden de Desertörs in ehre afgewrackten Uniforms un schetterigen Steweln un kloppten denn an use Siedeldöör. „Mama, koam is eben her, hier is’n Unkel Soldoat, de hett Smacht. Use Mudder wischde sick gau de Hann’ inne Schört af un stell sick uprecht twüschen mi un mien lüttjen Broar hen. Nä, seggt se, se kann üm nix gäwen. Wi hebbt sülben nich veel und he is hüt ok nich de erste, de anfrogen deit. „Hebt se denn nich villich’n Ei, goode Fro“?

Ehrlich währt am längsten.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
Lügen haben kurze Beine.
Du deutsches Kind, sei treu und wahr!

Mi fallt disse Sprök blitzortig in. Hew ick oftmols to hör’n krägen, schull jo ne rechschopene Deern ut mi weern. Gau loop ich langs den dunkeln Flur no de Spieskoamer. De arme smachtige Unkel duurt mi. As ick dat feine witte Ei up miene utgestreckte Kinnerhand presentär, ward Mama witt in’n Gesicht und denn schütt ehr furs dat Bloot woller in’n Kopp. Se kann den Suldot nich inne Ogen kieken as se üm verkloart: „Dit is dat erste Ei siet veele Weeken, wat wie güstern funnen hebbt. Use Henn’n weern’n ganzen Sett inne Mauser. Nu töwt wie up morn, viellich lägt se noch een dorto, un denn kann ick endlich mol woller’n Pannkooken backen för miene beiden Lüttjen. Ick bring dat nich öwert Haart, se nu to enttäuschen. Se glöwt jo gor nich, wie lang se sick dor all up frein doot. De grausome Kriech moakt ja ok för us Dörp nich Holt.

De Suldot kreech dat Ei.

Use  Mama nähm us beiden in ehre Arms un verkloarde us, wat‘n Notlüge is. Dat se sick wat schoamen dee, harn wie anners noch nie beläwt. Un denn sungen wie dree:

Maikäfer flieg,
der Vater ist im Krieg,
die Mutter ist in Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt.
Maikäfer flieg.

 (Gunda Wagner, 2022)