Villa Klingenberg

Ludwig Klingenberg, 1840 in Wittmund geboren und 1924 in Bad Zwischenahn gestorben, machte sich nach einer Maurerlehre, einem Studium an der Bauakademie in München und ausgedehnten Studienreisen durch Nordamerika und Europa 1867 als Architekt selbstständig und baute zunächst in Wilhelmshaven eine Reihe von Wohnhäusern und Amtsgebäuden im Marinehafen. Er plante und baute eine Vielzahl von Gebäuden in Nordwestdeutschland. Zu den wichtigsten öffentlichen Bauten gehören: Alte Kurhaus in Bad Zwischenahn (1874), Umbau der Oldenburger Lambertikirche (1875), Wittmunder Kreishaus (1901), Gerichtsgebäude Domsheide in Bremen (1895), Provinziallandeshaus in Münster (1901), Braker Bahnhof (1899/1900). Der geschäftliche Erfolg erlaubte ihm den Erwerb eines großen Besitzes in Elmendorf am Zwischenahner Meer, wo er bis zu seinem Tod lebte. In Bad Zwischenahn hat er mehrere Häuser gebaut, s. z.B. unter den Eichen, Diekweg, Langestr.

 

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Die Villa Klingenberg (Flugplatzgelände, Westufer):

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Beim Spaziergang auf dem Rundwanderweg um das Zwischenahner Meer in Rostrup ist vielen Personen im Bereich des ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus sicherlich einmal eine schöne ältere Villa aufgefallen. Es handelt sich hier um die sogenannte Villa Klingenberg – ein Haus, in dem viele Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte verkehrten. Es hat neben der nur neun Jahre währenden Zeit des ehemaligen Flugplatzes und dem tragischen Krieg auch die Epoche des dortigen Bundeswehrkrankenhaus unversehrt überstanden.

Die Villa Klingenberg wurde 1913 vom geheimen Baurat und Architekten des Großherzogs von Oldenburg, Herrn Ludwig Klingenberg (1840–1924), erbaut. Ludwig Klingenberg baute die Villa für seinen Sohn, Prof. Dr. Dr. Georg Klingenberg (1870-1925), der an der techn. Hochschule in Berlin lehrte und dem Vorstand der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) angehörte. Architektonisch bemerkenswert an dem roten Backsteinbau am Zwischenahner Meer, bei dem auch Sandstein und Holzverzierungen verwendet wurden, sind das Vollwalm-Mansardendach und die streng symmetrische Seeseite.
Der Wintergarten war ursprünglich nicht geschlossen. Das Erdgeschoß ist weiträumig gestaltet und diente hauptsächlich der Repräsentation. Dem entsprachen auch der Wirtschaftstrakt und die Kellerräume. Im Obergeschoß befanden sich die Schlafräume und Gästezimmer. Durch eine hauseigene Stromversorgung war die Villa vom örtlichen Stromnetz unabhängig. Das Haus war zur Zeit von Georg Klingenberg Mittelpunkt des 345 ha großen Besitzes. Die unmittelbare Umgebung bestand aus einem parkähnlich angelegten Garten mit Pavillon, Gewächshäusern und Stallungen.

Bis 1933 war die Villa im Familienbesitz und wurde dann mit dem Baubeginn des Flugplatzes zwangsenteignet. Die auf dem Flugplatzgelände befindliche Villa Klingenberg wurde nun Kasino genannt und diente seit 1938 den Offizieren und dem fliegenden Personal aller auf dem Fliegerhorst stationierten Einheiten und Verbände als wohnlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt. Das rechts von der Zufahrt liegende Gebäude wurde als Offizierswohnheim dazu gebaut.

Von 1944 bis Frühjahr 1945 hatte der Fliegerhorst Bad Zwischenahn vier schwere Luftangriffe zu überstehen, wobei die als Offizierskasino genutzte Villa Klingenberg kaum beschädigt wurde. Nach Kriegsende wurde die Villa Klingenberg Offiziermesse der britischen Besatzungs-Streitkräfte. Von 1949 bis 1991 war dann das Forschungsinstitut der Deutschen Torfgesellschaft in der Villa Klingenberg beheimatet.

Nutzung der Villa Klingenberg durch die Bundeswehr von 1996 bis 2008
Nach dem Auszug des Torfforschungsinstituts aus der Villa Klingenberg wurde das Haus am 03.06.1996 nach umfangreichen Renovierungen durch die Bundeswehrverwaltung an die Offizierheimgesellschaft e.V. Bad Zwischenahn übergeben. Nun erlebte das Haus seine erneute Nutzung als Offizierskasino. Es wurde für dienstliche und gesellschaftliche Zusamrnenkünfte der Offiziere des Bundeswehrkrankenhauses Bad Zwischenahn und ihrer Gäste genutzt.

Während der Nutzung als Kasino des Fliegerhorstes und des späteren Bundeswehrkrankenhauses sowie als Sitz des Torfforschungsinstitutes hatte es stets eine besondere zentrale Bedeutung und Lage auf dem jeweiligen Gelände. Sich jener Menschen zu erinnern, die früher einmal hier verkehrten, gearbeitet und gewohnt haben, könnte so etwas sein wie „Geschichtsunterricht vor Ort“.
(Notiz von Alfred Claußen, Bad Zwischenahn)