Bahnhofstraße

 

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Kino Willi (Ecke „auf der Wurth“, rechts: alte Post). 1946: Hauptquartiergebiet der Allierten (Kanadisches Corp) – weitere Infos:
Am 14. September 1919 wurde das Zwischenahner Lichtspielhaus in der Bahnhofstraße eröffnet. Bauherr und Eigentümer war B. Schelling, später übernahm Wilhelm Grambart das Kino. Das Lichtspielhaus hatte insgesamt Platz für 325 Zuschauer, 220 Sitzplätze unten und 105 Sperrsitze, Rangplätze und Logen oben. Darüber hinaus befand sich vor der Bühne ein versenkter Raum für das Orchester. 
(G. Marken, NWZ, 24. 08. 2019)

Wilhelm Grambart erzählt in seinem Lebenslauf, dass das Kino in den 20er-Jahren in einer ehemaligen Turnhalle eingerichtet wurde, 1922 kaufte er das Gebäude und gliederte später eine Gaststätte an. In den folgenden Jahren betrieb er zusätzlich noch eine Autovermietung, eine Tankstelle und ein Stummfilm-Wanderkino mit Musikkapelle. (Stephan Bents, s.u.)

In der Kneipe „Zur Fröhlichen Wiederkehr“, dem Treffpunkt für Zwischenahner und Kurgäste schlechthin, ging es abends immer hoch her. (…) In der relativ kleinen Kneipe war auch noch die Kinokasse, links und rechts die Türen in den Saal sowie die Treppe nach oben auf Sperrsitz und Loge. Willi Grambart, ein geschäftstüchtiger Wirt, gewährte den Kurgästen natürlich Nachlass auf den Eintritt, um den Saal zu füllen. Das Miteinander der Menschen verlief immer friedlich, obwohl die Mentalität der Rheinländer sich schon deutlich von den zurückhaltenden, wortkargen Zwischenahnern abhob. „Kino Willi“ hatte ein Herz für die kleinen Leute und begrüßte jeden Gast per Handschlag. In den 30-iger bis 50-iger Jahren kamen die Gäste am Wochenende mit dem Zug und mussten zwangsläufig am Lokal vorbei. In den Kriegszeiten, als die Lebensmittel rationiert waren, mussten die Gäste sich ihren Kaffee selbst mitbringen und kauften sich dann für kleines Geld heißes Wasser zum Aufbrühen des Getränkes. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer Erweiterung des Lokals, so dass eine Musikbox und eine Tanzfläche die Möglichkeiten des Miteinanders erweiterten. Es wurde getanzt und geschwoft, was die Gesundheit hergab. „Kino Willi“ betrieb inzwischen mit seinem Sohn Willi Grambart jun. ein Taxen und Mietwagengeschäft, später ein Busunternehmen und eine Tankstellen sowie das Kurtheater in der Peterstraße. (Rudi Lange, NWZ, 20. 05. 2019)

Durch die Einrichtung der festen Mitspielorte im Ammerland und den angrenzenden Kreisen erhielt er seinen Spitznamen „Kino-Willi“. Das „Lichtspielhaus“ in der Bahnhofstraße 14 verfügte 1948 über 275 Plätze. Zu dieser Zeit lebten auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Bad Zwischenahn etwa 17.000 Einwohner; 100 Einwohnern standen etwa 1,6 Sitze zur Verfügung. Anfang der 50er-Jahre erhöhte er die Sitzanzahl auf 341 Plätze. Ab etwa 1956 wurden auch kaschierte Breitwandfilme gezeigt, zwei Jahre später auch Filme im CinemaScope-Format. In den gesamten 50er-Jahren bespielte er zudem als Wanderkinobetreiber 9 bis 15 Orte im Ammerland und angrenzenden Kreisen. Anfang der 50er-Jahre richtete Kurt Renner aus Bremen das „Kur-Theater“ mit 321 Plätzen an der Peterstraße 5 im Saal der Gaststätte „Ammerländer Hof“ ein. 1958 übernahm „Kino-Willi“ das Lichtspielhaus und ließ es zur Vorführung von CinemaScope-Filmen umrüsten (weitere Bilder vom „Lichtspielhaus“ s. auch Eintrag: Peterstraße.)
Im Zweiten Weltkrieg erhielt Edewecht mit den „Edewechter Lichtspielen“ in dem Tanzsaal einer Gastwirtschaft an der Hauptstraße 99 ein ortsfestes Kino. 1948 zeigte Wilhelm Grambart aus Bad Zwischenahn an zwei bis drei Tagen Filme. Bei hohen Besucherzahlen konnten zu den 350 Plätzen noch 100 Notsitze hinzugefügt werden.  [Stephan Bents: http://www.staff.uni-oldenburg.de/stephan.bents//Diplomarbeit.pdf ] 

 

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