NS-Zeit: Blutige Saalschlacht in Augustfehn, SA-Aufmarsch 1935, Bruno-Bode-Str. (umbenannte Peterstr. nebst Straßenverlauf vom Marktplatz bis „Heldenhain“ von 1935-45)

19. März 1931: Blutige Saalschlacht in Augustfehn (Bei einer Störaktion von SPD/KPD Aktivisten auf einer NSDAP-Veranstaltung  stürmt ein SA-Schlägertrupp, angeführt vom  Zwischenahner SA-Standartenführer Bruno Bode, den Versammlungsaal und schlagen das Lokal kurz und klein, es gab auf beiden Seiten zum Teil schwerverletzte Kontrahenten:

Volksblatt – Tageszeitung der Sozialdemokratischen Partei für Oldenburg und Ostfriesland (20. März 1931):

Große Saalschlacht in Augustfehn.
Die Nationalsozialisten hatten für gestern abend eine Versammlung nach Bruns Gasthof in Augustfehn einberufen, die zum größten Teil von der dortigen Arbeiterschaft besucht war. Der Referent verzapfte den üblichen politischen Unsinn, der seine Partei kennzeichnet. Seine ironischen Ausführungen über die Führer der SPD usw. wurden mit ebenso ironischen Zwischenrufen von der Versammlung quittiert. An der Aussprache beteiligten sich je ein Sprecher der SPD und der KPD. Als Diskussionsredner der SPD sprach der Genosse Kaper. Er mahnte zunächst die Anwesenden, die Vorträge der Gegner ruhig anzuhören, denn der politische Kampf könne nur mit geistigen Waffen ausgefochten werden. In humorvoller Weise verknüpfte Genosse Kaper seine Ausführungen mit den unsinnigen Redensarten des Referenten und erntete starken Beifall. Inzwischen war noch eine Abteilung fremder SA-Leute der Nazis eingetroffen. Diesen Leuten ist die Hauptschuld an dem Auffliegen der Versammlung zuzuschreiben. Dann sprach der Redner der KPD, ein Herr Seemann aus Bremen. Er ging zunächst auf die jüngsten Vorgänge in Hamburg ein und kennzeichnete den Terror der Nationalsozialisten. Er bat die Versammlung, sich zu Ehren seines erschossenen Parteigenossen zu erheben, was auch geschah. Die beiden Nazis am Vorstandstisch hatten sich jedoch nicht erhoben. Als deswegen ein Bierglas nach diesen geworfen wurde, ging der Krach los. Mit lautem Gebrüll stürmten die draußen ausgestellten SA-Leute in den Saal und schlugen erbarmungslos auf die Versammlungsteilnehmer ein. Diese setzten sich natürlich zur Wehr, wodurch eine wüste Schlägerei entstand. Ein aus Oldenburg herbeigerufenes Überfallkommando stellte nach längerer Zeit die Ruhe wieder her und geleitete die von auswärts gekommenen SA-Leute nach Hause. Mehrere von ihnen mußten allerdings ins Krankenhaus gebracht werden, da sie erheblich verletzt waren. Ebenso haben auch von den übrigen Versammlungsbesuchern viele erhebliche Verletzungen erlitten. Der Saal war nach der Schlacht in ein wüstes Trümmerfeld verwandelt und war selbstverständlich an eine Fortführung der Versammlung nicht zu denken. An dem üblen Vorkommnis trägt der Versammlungsleiter die größte Schuld; denn der Werfer des Bierglases hätte sich auch ohne das Herbeirufen der SA-Leute und ihr darauf folgendes verbrecherisches Treiben entfernen lassen.

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Etwas anders stellt es der „Staatskommissar“ Jeddeloh aus Ausgustfehn dar, der im 1940 (?) erschienenen Nazi-Pamphlet „Der Kampf für den Nationalsozialismus auf dem Ammerland“ folgendes darüber schrieb:

entnommen aus: Roggemann, Johann: „Der Kampf für den Nationalsozialismus auf dem Ammerland“ (ohne Ort und Jahr), eine Kampfschrift, herausgegeben aus Anlaß des 5 jährigen Kampfes und des 3 jährigen Bestehens des Kreises Ammerland 1930 – 1933:

[Anmerkung H. Kropp: Weder ist ersichtlich, wer überhaupt Verfasser oder Herausgeber dieses 48 seitiges Pamphlets ist, noch wann es gedruckt worden ist. Auf der letzten Seite verweist ein kleines Logo auf „Littmann Druck in Oldenburg“.Ein Grußwort von Johann Roggemann auf Seite 2, könnte auf eine mögliche Urheberschaft seiner Person als evt. Herausgeber hinweisen, gesicherte Angaben bezg. einer klaren Autorenschaft gibt es aber nicht. Weitere schreibende Personen sind: J. Schneider (Aschhausen), W. Specht (Bad Zwischenahn), Gerh. Ripken (Edewecht), Ernst Wehlau (Westerstede), Standartenführer Bode, „Staatskommisar“ Jeddeloh (Augustfehn) und (für die NSDAP-Frauenschaft ) Hilda Dykerhoff. Finanziert wurde es augenscheinlich durch Werbeanzeigen, die dieses „Kampfschrift“ um weitere 25 Seiten erweitern. Interessant sind auf die Firmen, die inserieren: Justus Fischer, Kurhaus Dreibergen, Gasthof „Gesundbrunnen“,  Schneidermeister Hemmieoltmanns (Bad Zwischenahn), Zwischenahner Bank, Hotel Busch (Westerstede), Nordwestdeutscher Holzsilobau (Apen), Anna Beu (Damenhüte Bad Zwischenahn), H.D. Harms (Modegeschäft Westerstede), Gastwirtschaft „zur weissen Taube“ (Bad Zwischenahn), Schlachterei Dierks (Bad Zwischenahn), Bürpbedarf Westerholt (Bad Zischenahn), Gaststätte „Fährhaus“ G. zur Brügge (Bad Zwischenahn), Kaffee Ammermann (Bad Zwischenahn), Eisenwaren Frahm (Bad Zwischenahn), Gasthof „zur Molkerei“ (Apen), Futtermittel Joh. Kienemann (Bad Zwischenahn), Fleischwarenfabrik Koopmann (Bad Zwischenahn), Radio Epken (Edewecht), Spetition Hardenberg (Bad Zwischenahn), OLB, NSDAP- Verkehrslokal (Augustfehhn), Wollspinnerei Ropken (Bad Zwischenahn), Hermann Harms (Bad Zwischenahn), Bezugsgenossenschaft Ammerland, Restaurant „zur Erholung“ Joh. zur Brügge (Bad Zwischenahn), Ammerländische Viehverwertung, Gardienengeschäft Eidtmann (Bad Zwischenahn), Fahrrad Ripken (Edewecht), Westersteder Bank, Gastwirtschaft „Bremer Schlüssel“, Gasthof Otens (Bad Zwischenahn), Gärtnerei Wilh. Bruns (Bad Zwischenahn), Kino Willi (Ohne Ort, den kennt jeder…) , Haus am Meer Deters (Bad Zwischenahn), Schneiderei Siems (Bad Zwischenahn), Molkerei-Genossenschaft Zwischenahn, Warenhaus Wilhelm Eylers (Bad Zwischenahn), Photo Eilers (Edewecht), Hof v. Oldenburg (Bad Zwischenahn), NSDAP Vereinslokal G. zu Klampen, Hotel zu, Bahnhof (Westerstede, Photoatelier Helene v. Oven (Bad Zwischenahn), Frisiersalon Krickmeier, Ammerländer Hof, Ammerlandia (Bad Zwsichenahn), Meyers Hotel (Bad Zwischenahn), Bruns Baumschulen u.v.a. … Augenscheinlich kein Geschäftsunternehmen im Ammerland, welches NICHT auf diesen 73 Seiten vertreten wäre.

 

 

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Die „Nachrichten“ schreiben:

(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 31.03.1935)

 


Umbenennung der „Peterstr“ in „Bruno-Bode-Str.“ :

Die „Peterstraße“ nebst weiterem Straßenverlauf: „In der Horst, Am Hogen Hagen, Heldenhain“ wurde 1935 in „Bruno-Bode-Straße“ umbenannt (benannt nach dem Apotheker Bruno Bode, Peterstr. 23  [heute: Alte Apotheke], (Gründer des NSDAP-Ortsverbands Zwischenahn) und SA-Standartenführer).

(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 31.03.1935)

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 01.04.1935)

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 02.04.1935)

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 30.03.1935 bzw. 31.03.1935)

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Die folgenden Photos entstanden beim von der NSDAP und SA pompösen und martialisch-durch-inszenierten Trauermarsch 1935 quer durch den Ort.

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Alle Photos unterliegen dem Urheberrecht, ohne ausdrückliche Genehmigung ist jegliche Veröffentlichung, z.B. in den sog. „sozialen Medien“ wie facebook oder instagram etc., strikt untersagt!

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 06.04.1935)

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 10.04.1935)

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(Quelle: Nachrichten für Stadt und Land : Oldenburger Zeitung für Volk und Heimat, 30.04.1935)

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